Erst mal den Abschied verdauen.
Der Abschied von unseren geliebten Rentner-Kaninchen Paul und Emma im letzten Jahr war sehr traurig.
Nach einigen Wochen des Trauern und Nachdenkens fühlten wir uns bereit, neue Kaninchen in unser Herz und unser großzügiges Außengehege zu lassen.
Durch frühere Adoptionen unserer Tiere aus Tierheimen, waren uns bereits die Augen über die Schicksale vieler Kaninchen geöffnet worden.
Emma holten wir vor Jahren aus dem Tierheim Düsseldorf.
Sie wurde damals mit ihren Jungen einfach in einer Kiste vor dem Tierheim abgestellt.
Also nahmen wir wieder zum Tierheim Düsseldorf Kontakt auf.
Aus dem Tierheim, mitten ins Herz.
Wir vereinbarten einen Termin im Kleintierhaus. Ein paar Tage später lernten wir unsere Familie Lindgren kennen.
Damals hießen sie noch Paco, Cheaton und Eyota.
Man erwartete uns im Tierheim und wurden freundlich begrüßt.
Dann gingen wir zum Außengehege des Kleintierhauses.
Die Tiere werden in Düsseldorf artgerecht, auf entsprechend großzügigem Raum beherbergt und umsorgt.
Für drei Kaninchen benötigt man ca. 9 Quadratmeter Fläche.
Ehrlich!
Nicht einen halben Quadratmeter im Gitterkäfig.
In den Köpfen vieler Menschen herrscht der Irrglaube vor, dass Kaninchen nicht viel Platz brauchen,
sie sitzen ja sowieso nur rum.
Das stimmt genauso wenig wie die Vorstellung, ein Kaninchen wäre doch ein tolles Geschenk für ein Kind und als Kuscheltier bestens geeignet. Das ist wirklich nicht empfehlenswert.
Das Kaninchen, das nicht alleine gehalten werden sollte, ist unglücklich und hat Angst.
Hochheben bedeutet Angriff von oben für einen Hoppler. Da wird sich mitunter heftig gewehrt.
Schmerzhaft für ein Kind. Es wird bald die Lust am Kuscheltier verlieren (weich sind sie ja, aber nicht kuschelig).
Das Tier wird lästig.
Niedliche kleine Häschen, die ja so süß sind, wenn man sie im Zoohandel für ein paar Euro kauft,
vermehren sich rasant.
Damit rechnet der verdutzte, uninformierte Mensch nicht.
Plötzlich hat man nicht zwei, sondern sieben Kaninchen.
Auch lästig.
Ich war wirklich geschockt.
Fast alle Kaninchen, die im Tierheim Düsseldorf sind, wurden ausgesetzt.
Im Wald, in Kisten, Babykaninchen mit oder ohne Mutter, einfach entsorgt. Das Kleintierhaus
war bis auf den letzten Platz belegt.
Pflegestellen kümmern sich zusätzlich um die ganz Kleinen, die per Hand aufgepäppelt werden müssen
und alle zwei Stunden Nahrung brauchen.
Dann trafen wir die Schlappohr-Familie.
Dann trafen wir die kleine Schlappohr-Familie im Heim.
Drei Widder Kaninchen. Mutter mit zwei Söhnen.
Im Wald ausgesetzt, was sonst?
Die drei saßen aneinander gekuschelt auf einem Puppenbett.
Meine Tochter und ich, schockverliebt, auf Anhieb!
Alle drei sollten bei uns einziehen!
Die können wir nicht auseinanderreißen. Das hätten wir nicht übers Herz gebracht.
„Ihr Gehege ist zu klein“, sagte die Tierpflegerin. „Das reicht nur für zwei Tiere.“
Jetzt hatten wir ein Problem.
Sollten wir nur zwei Kaninchen mitnehmen? Nur die Jungs?
Was wird aus der Mutter, so alleine?
Das können wir nicht tun.
Wir suchten nach einer Lösung für die ganze Familie.
Am Gehege angrenzend steht eine Hütte, die als Lager für Stroh und Futter dient.
Ich sägte kurzerhand ein Loch in die Wand der Hütte. Jetzt ist sie direkt mit dem Gehege verbunden.
Zwei Ebenen Platz für die Kaninchen, zusätzlich.
Unter diesen Umständen dürfen alle drei bei uns einziehen!
Hurra!
Der Tag des Einzugs.
Zwei Wochen später fuhren wir die drei neugierigen, aufgeschlossenen und extrem witzigen Fusselköpfe holen.
Ich unterschrieb die Verträge, zahlte die Schutzgebühr und los ging es ins „für immer“ Zuhause.
Die Kaninchen Familie war nervös auf der Fahrt.
Nach der Ankunft, direkt zum Gehege und raus aus den Transportboxen.
Es wurde jeder Winkel beschnuppert und entdeckt.
Wirklich jedes Eckchen, auch des bisher gänzlich unbewohnte Bereichs, wurde inspiziert und für gut befunden.
Die ersten Begegnungen am Zaun mit unseren beiden Katern verunsicherten die beiden Jungs.
Sie kannten anscheinend noch keine Katzen. Es wurde geklopft und genau aufgepasst.
Nach einer Weile wurde gefressen und sich ausgeruht.
Das war aber auch ein aufregender Tag für die kleine Familie.
Seither sind gute acht Wochen vergangen.
Unsere Lindgrens sind gänzlich angekommen.
Wir gaben ihnen neue Namen. Tjorven, Michel und Mattis.
Figuren aus den Geschichten von Astrid Lindgren.
Wir lieben ihre Geschichten, unsere Kinder sind mit ihnen aufgewachsen, genau wie mein Mann und ich.
Die Filme haben wir als Familie immer sehr genossen.
Eine schöne Erinnerung, die bleibt.
Was soll ich sagen.
Die Lindgrens sind für uns Familie.
Es ging sehr schnell, es dauerte keine fünf Minuten. Zack!
Mitten im Herzen, alle drei.
Jeden Tag machen sie Quatsch und rocken die „Bude“.
Ab und zu sitzen sie auch mal nur rum, wie das Kaninchen ja so machen. Alle drei nebeneinander.
Im Sommer bekommen sie das alte Puppenbett unserer Töchter.
Das haben wir im Tierheim versprochen.
Wir sind sehr glücklich, dass die Bande bei uns ist.
Auch wenn sie ganz schön viel fressen und entsprechend verdauen.
Wenn wir fast keinen Platz im Kühlschrank haben, für unseren Salat, weil ihr Grünfutter ja irgendwo hin muss.
Wenn das Impfen mal eben 300 Euro kostet.
Von den Bergen an Grünkohl, Stroh, Einstreu, Heu, Möhren und was sonst noch alles gekauft werden muss,
mal abgesehen.
Wenn unsere Tonne für Biomüll jede Woche fast überläuft.
Denn sie geben uns so viel.
Lebensfreude, Dankbarkeit, Heiterkeit,
albernes Rumgehüpfe, Neugier und Aufgeschlossenheit.
Um nur ein paar Dinge zu nennen.
Sie machen unser Leben reicher, jeden Tag.
Jetzt noch eine Herzens-Empfehlung für alle Kaninchenbesitzer oder solche, die es werden möchten.
Auf der Seite www.kaninchenwiese.de findest du wirklich alles an Tipps und Ratschlägen zur Kaninchenhaltung.
Von detaillierten Listen (mit Fotos) über geeignete Futterpflanzen, Krankheiten, Gehege und alles, was du dir vorstellen kannst.
Sehr hilfreiche Seite.
Danke an Viola Schillinger, die diese Seite betreibt.
So viel habe ich durch sie von der artgerechten Kaninchenhaltung gelernt.
Zum Schluss noch der Link des Tierheims Düsseldorf, für den Fall der F(e)lle: www.tierheim-duesseldorf.de
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Kathrin A. (Sonntag, 18 Februar 2024)
Liebe Vera, vielen lieben Dank für deinen Einblick. Danke, dass ich eure Fellnasen näher kennenlernen durfte. Und gut, dass es Menschen wie euch gibt. Viel Spaß weiterhin mit den Lindgrens (ich liebe die Bücher auch �)